Unix
Das Unix Betriebssystem im 21. Jahrhundert
Unix ist ein Markenname der Open Group, das erfolgreichste Multi-User- und Multitasking-Betriebssystem des zwanzigsten Jahrhunderts und eine Großfamilie von Betriebssystemen, die sich durch gemeinsame offene Standards auszeichnen. Bei dieser Bandbreite von Bedeutungen ist eine einfache Begriffsbestimmung für Unix schwer zu geben. Eine gewisse Unterscheidung ist über die Schreibweise möglich. Die offizielle Schreibung des Markennamens UNIX verwendet vier Großbuchstaben. Eine pragmatische Definition lässt sich in einen einzigen Satz formulieren: Unix ist eine Infrastruktur und ein Satz von Werkzeugen, die einem erfahrenen Benutzer eine höchst effektive und effiziente Nutzung des Computersystems ermöglichen.
Welche Bedeutung hat Unix heute noch?
Unix ist auch im 21. Jahrhundert noch sehr präsent, allerdings mehr unter der Oberfläche. Unix ist die Basis von Apples Mac OS X und Googles Android. Wer sich mit Unix auskennt, kann sich auch heute noch beispielsweise mit einem Shell-Skript wiederkehrende oder komplexe Aufgaben unter Mac OS X erleichtern und mit der BusyBox wird selbst bei Android das Unix wieder lebendig. Mac OS X besitzt sogar eine Zertifizierung nach der Single Unix Specification der Open Group und darf sich daher ganz offiziell mit dem Markennamen UNIX schmücken. Fast alle Supercomputer der Top-500-Liste werden nach wie vor mit der einen oder anderen Art Unix betrieben, seit 2005 sind es mehrheitlich Linux-basierte Systeme. Viele Embedded Systems die ihren Dienst ohne eine Benutzerschnittstelle beziehungsweise nur mit einem Web-Interface verrichten, werden von einem Unix gepowert. Von den großen kommerziellen Unix-Varianten, die auch den Markennamen tragen dürfen und hauptsächlich als Server-Betriebssystem dienen, werden insbesondere IBMs AIX, HP-UX von Hewlett Packard und Solaris noch aktiv weiterentwickelt. AIX ist in der Top-500-Liste vom Juni 2013 noch mit 15 Systemen vertreten. Nicht zuletzt sind auch noch verschiedene Zweige der Berkeley Software Distribution BSD im Rennen, namentlich FreeBSD, NetBSD, OpenBSD sowie das erst 2003 aus FreeBSD abgezweigte DragonFlyBSD.
Was ist Unix und wo liegen seine Stärken?
Wie bereits angedeutet, wird der Begriff Unix in sehr unterschiedlicher Weise verwendet. Eine grundlegende Eigenschaft ist die Modularität. Unix ist kein monolithischer Block wie andere Betriebssysteme. Aus demselben Quelltext lässt sich ein schlankes Betriebssystem für ein mobiles Endgerät und ein vollwertiges Desktop-Betriebssystem kompilieren. Für Systeme mit knappen Ressourcen kann ein Unix sehr feinkörnig auf die notwendigsten Bestandteile reduziert werden. Aber auch ein Server- oder Desktop-System profitiert von dieser Modularität. Oft wird bemängelt, die Benutzerschnittstelle von Unix sei zu kryptisch. Aber darin liegt gerade eine Stärke des Systems. Die Unix Werkzeuge sind nicht in erster Linie für die direkte Verwendung durch den Benutzer gestaltet, sondern so, dass sich ihre Anwendung automatisieren lässt – wie die Werkzeuge im Magazin einer CNC-Werkzeugmaschine. Eigenschaften, die das Werkzeug für den Benutzer komfortabler machen, würden die Funktionalität und Effizienz der Werkzeuge beeinträchtigen. Durch ein Verketten von Unix-Kommandos auf der Kommandozeile oder in einem Skript lassen sich wiederkehrende Aufgaben sehr einfach und komfortabel automatisieren. Eine grafische Benutzeroberfläche wurde bei Unix mit dem X Window System der Version 11 bereits 1987 zum Standard, lange bevor das Windows-GUI auf dem PC Popularität erlangte. Im Gegensatz zu den GUIs von Apple, Microsoft und anderen ersetzte X aber die kommandozeilenorientierte Benutzerschnittstelle nicht, sondern integriert sie. Auch heute noch ist die grafische Oberfläche bei Unix optional, das System ist auch ohne sie voll funktionsfähig und das ist ein Vorteil bei Systemen, die gar keine direkte Benutzerschnittstelle benötigen, ob es nun Server sind oder Router und andere eingebettete Systeme.